Was ist Antisemitismus?

Laut der 1998 gegründeten Internationalen Allianz zum Holocaust-Gedenken (IHRA), einer zwischenstaatlichen Einrichtung zur Aufklärung, Forschung und Erinnerung an den Holocaust, lässt sich Antisemitismus definieren als „eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nicht-jüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen.“ Diese Arbeitsdefinition verabschiedete das Plenum der IHRA im Mai 2016 auf eine deutsch-rumänische Initiative hin in Bukarest .

Die Bundesregierung nahm noch eine Ergänzung vor, die über die Konsensfassung der IHRA hinausgeht: „Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“

Diese „internationale Arbeitsdefinition“ verwendet auch der Verfassungsschutz. Sie kann bei der Bewertung von Phänomenen als antisemitisch oder nicht-antisemitisch helfen.

Ursprünglich ist der Begriff „Antisemitismus“ eine aus der Linguistik entlehnte Wortschöpfung, die im Umfeld der Rassenlehre des 19. Jahrhunderts entstand und von politisch aktiven Judenfeinden geprägt wurde. Ihre frühen historischen Wurzeln hat die Judenfeindschaft in religiösen Vorurteilen und Stereotypen sowie der Ablehnung des Judentums durch das Christentum.

Mit Blick auf den Staat Israel ist die Unterscheidung zwischen antisemitischen, antizionistischen und israelkritischen Äußerungen nicht immer eindeutig. Antizionismus als ablehnende Haltung gegenüber der Existenz des Staates Israel lässt sich bisweilen nur schwer von Antisemitismus unterscheiden. Besonders in der arabischen Welt wird beides oft miteinander kombiniert.